Mittwoch, 5. Dezember 2007

Rebellion und Stühle eine Kurzgeschichte aus Chiapas


Rebellion und Stühle von Sub. Marcos


Bei dieser Geschichte befindet sich der Ich-Erzähler Marcos, wieder einmal m gespräch mit dem Käfer Durito:

Durito: „Los, schreib. Der Titel ist "Rebellion und Stühle""Stühle? Durito, komm bitte nicht mit noch einer von Deinen...""Halt die Klappe! Die Idee stammt von etwas, das Saramago und ich gegen Ende des letzten Jahrhunderts geschrieben haben, und "Stühle" heißt.""Saramago? Meinst Du José Saramago, den Schriftsteller?" frage ich sprachlos."Natürlich. Was, gibt es einen anderen? Nun, an einem Tag an dem wir uns betrunken hatten, bis wir dabei waren aus dem besagten Stuhl zu Boden zu plumpsen, mit der Einsicht und dem Durchblick der unten Liegenden, sagte ich: Pepe, dieser kleine Wein hier, trifft einen härter als Aznars Maulesel – und er sagte gar nichts, weil er nach seiner Brille suchte.Und dann sagte ich zu ihm: 'Etwas passiert mit mir, schnell José, die Ideen sind wie Bohnen mit Würstchen, wenn Du aufhörst Dir Sorgen zu machen kommt noch eine, und wir können frühstücken.Saramago fand endlich seine Brille und zusammen entwarfen wir die Geschichte, wenn ich mich recht erinnere, in den frühen 80ern. Natürlich taucht bei den Autoren nur sein Name auf, denn wir Käfer haben mit den Urheberrechten viel zu kämpfen."Ich möchte Duritos Anekdoten abkürzen, also dränge ich: "Der Titel ist bereits da, was noch?""Nun, es geht darum, wie die Haltung die ein Mensch gegenüber Stühlen einnimmt, diese politisch definiert. Der Revolutionär (großgeschrieben) sieht gewöhnliche Stühle unvoreingenommen, und sagt und sagt: 'Ich habe keine Zeit mich hinzusetzen, die gewichtige Mission, die mir die Geschichte (großgeschrieben) anvertraut hat, hindert mich daran mich von Albernheiten ablenken zu lassen.' So verbringt er sein ganzes Leben, bis er vor dem Sitz der Macht ankommt, und diesen mit einem Schuss niederwirft um sich selbst dahinzusetzen, und dann sitzt er mit einem gerunzelten Stirn, als ob er an Verstopfung leidet und sagt und sagt: 'Die Geschichte (großgeschrieben) hat sich erfüllt. Alles, absolut alles wird nun klar. Ich Sitze in Dem Stuhl (großgeschrieben) und ich bin die höchste Erfüllung unserer Zeit.' Von hier an macht er weiter, bis ein anderer Revolutionär (großgeschrieben) kommt, ihn niederwirft und die Geschichte (kleingeschrieben) wiederholt sich.Der Rebell (kleingeschrieben) andererseits, der sich einen gewöhnlichen und durchschnittlichen Stuhl ansieht, analysiert diesen aufmerksam, und dann geht er los und rückt einen anderen Stuhl heran, und noch einen, und noch einen, und in kürzester Zeit sieht es aus wie in einem Buchklub, denn mehr Rebellen (kleingeschrieben) sind angekommen und fangen an mit Kaffee, Tabak und Worte herumzuschwärmen, und genau in dem Augenblick in dem sie anfangen sich wohlzufühlen, werden sie unruhig, als ob sie Würmer im Blumenkohl hätten, und niemand weiß ob das am Kaffee liegt, oder am Tabak, oder an den Worten, aber sie stehen alle auf und gehen weiter. Bis sie einem anderen gewöhnlichen und durchschnittlichen Stuhl begegnen, und die Geschichte wiederholt sich.Es gibt nur eine einzige Variation, wenn der Rebell dem Sitz der Macht (großgeschrieben) begegnet, betrachtet er ihn aufmerksam, analysiert ihn, aber anstatt sich hinzusetzen holt er eine Nagelfeile, und fängt an mit heldenhafter Geduld die Beine anzufeilen, bis sie so brüchig sind, dass sie zusammenbrechen sobald sich jemand hinsetzt, was fast sofort der Fall ist. Ende.""Ende? Aber Durito...""Nichts, nichts. Ich weiß schon dass das zu trocken ist, und Theorie sollte anschmiegsamer sein, aber ich betreibe Metatheorie. Vielleicht beschuldigen sie mich ein Anarchist zu sein, aber betrachte meine Ansprache als eine bescheidene Hommage an die alten spanischen Anarchisten, weil es Menschen gibt, die leise Helden sind, und deswegen nicht weniger hell leuchten."Durito geht, obwohl ich sicher bin, dass er lieber zurückkommen würde.

Keine Kommentare: